Ich habe neulich mal wieder bei Amazon nach Katzenbüchern gestöbert. Dabei ist mir aufgefallen, dass sehr weit oben in der Bestsellerliste Bücher über Katzenerziehung rangieren. Das hat mich doch ziemlich erstaunt, weil Katzen doch im allgemeinen den Ruf haben, nicht erziehbar zu sein.
Ich habe das mal zum Anlass genommen, über das Wort Erziehung im Zusammenhang mit unseren Katzen nachzudenken. Laut Wikipedia ist Erziehung die "pädagogische Einflussnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender".
Wenn eine Katzenmutter ihr wenige Wochen altes Kitten also maßregelt, weil es ihr beim Spielen zu heftig in den Schwanz gebissen hat oder weil es sich nicht putzen lassen will, erzieht sie es. Das heranwachsende Kätzchen lernt auf diese Weise, dass es nicht immer so läuft, wie es das gerne hätte - und es lernt, wie man sich sozusagen als Katze unter Katzen zu verhalten hat. Katzenmütter sind bei der Erziehung ihrer Kitten durchaus nicht zimperlich und bei besonders renitenten Katzenkindern setzt es auch durchaus mal eine Ohrfeige.
Erziehung findet also bei Heranwachsenden statt. Wie ist es denn nun, wenn ich jetzt eine erwachsene Katze bei mir aufnehme? Kann ich die denn überhaupt noch erziehen, oder ist der Zug da abgefahren?
Streng genommen lautet die Antwort: Ja. Der Zug ist abgefahren. Tatsächlich tun wir uns sogar schwer mit der Katzenerziehung, wenn die Katze noch nicht ausgewachsen ist. Sogar wenn wir ein verwaistes Kätzchen von Hand aufziehen. Wie könnten wir auch als Mensch einem Kätzchen beibringen, wie es sich unter Katzen zu verhalten hat? Mal abgesehen davon, dass es auch viel zu niedlich ist, um es zu maßregeln. Maßregelung ist aber ein nicht ganz unwesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Erziehung. Tatsächlich können wir eine Katze also kaum im Sinne der Definition erziehen:
Aaber wir können sie trainieren. Und wenn man einen Blick in diese Katzenerziehungsratgeber wirft, stellt man tatsächlich auch fest, dass es dort nicht um Katzenerziehung geht, sondern um Training mit Katzen. Ich kann eine Katze nicht dazu erziehen, nicht auf die Arbeitsplatte zu springen, während ich dort das Essen vorbereite. Ich kann ihr aber beibringen, von der Arbeitplatte herunterzuspringen und sich unten hinzusetzen, ich kann sie also dazu trainieren.
Wie funktioniert nun also so ein Katzentraining? Bei Katzen funktioniert nichts so gut wie positive Verstärkung. Das heißt wenn die Katze irgendwas tut, was ich mir von ihr wünsche, verstärke ich dieses Verhalten, in dem sie eine tolle Belohnung bekommt, zum Beispiel ein Stück von dem Putenfleisch, das ich gerade vorbereite. Oder ein anderes Leckerli, das sie richtig toll findet.
Menschen, die Katzen mittels positiver Verstärkung trainieren, berichten immer wieder, wie unglaublich schnell Katzen lernen, und es ist wirklich erstaunlich, was man ihnen so alles beibringen kann.
Katzen tun Dinge, weil sie sich für sie lohnen. Ob uns das gefällt oder nicht, ist ihnen dabei ziemlich wurscht.
Strafen funktionieren bei Katzen übrigens meistens überhaupt nicht. Ich bin eh kein Freund von Strafe als Trainingsmittel, aber bei Katzen schon gar nicht. Wenn es nämlich darum geht, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen, weil ihr vielleicht langweilig ist, lohnt es sich für sie, auch wenn wir den Pantoffel nach ihr schmeißen. Denn das ist ja auch eine Form von Aufmerksamkeit und belohnt in diesem Moment das - eigentlich unerwünschte - Verhalten.
Also: Katzen sind durch uns Menschen tatsächlich nur sehr bedingt erziehbar, sie sind aber super gut trainierbar, wenn die Motivation stimmt. Und nebenbei ist ein gezieltes Training auch noch eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit für gelangweilte Stubentiger!
In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Trainieren!
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