Ich wage zu behaupten, dass die meisten Katzen, die in einem Haus oder in einer Wohnung zusammenleben, eine Beziehung haben, die auf gegenseitiger Toleranz basiert. Natürlich mag mein Bild dadurch beeinflusst sein, dass ich als Katzenpsychologin immer dann gerufen werde, wenn es in der Katzenbeziehung kriselt. Auch Probleme wie Unsauberkeit oder übermäßiges Vokalisieren (Dauermiauen) können durchaus in einer weniger guten Katzenbeziehung begründet liegen.
Wenn auch Du mehr als eine Katze zuhause hast und die Katzen untereinander nicht die dicksten Freundinnen oder Freunde sind, kannst Du in diesem Artikel nachlesen, wie Du Deinen Katzen helfen kannst, gut miteinander auszukommen.
Tipp 1: Gemeinsame positive Erlebnisse schaffen
Wenn Deine Katzen einander sehen, während sie etwas Angenehmes erleben, kann das helfen, den Anblick der jeweils anderen Katze positiv zu verknüpfen. Dazu sind allerdings viele, viele Wiederholungen nötig. Das heißt, wenn Du dafür sorgst, dass Deine Katzen mehrmals am Tag ein kleines, schönes Erlebnis haben und einander dabei sehen können, wird das helfen, die Katzenbeziehung zu verbessern. Was diese schönen Erlebnisse genau sind, hängt von der jeweiligen Katze ab. Einige haben ein besonderes Lieblings-Leckerli, einige lieben es, gebürstet zu werden, manche lieben ein interaktives Spiel mit ihren Menschen, andere beschäftigen sich unheimlich gerne mit einer Futterfummelei und wieder andere genießen Körperkontakt zu ihren Menschen. Schau, was Deine Katzen besonders lieben, und gib ihnen genau das, während sie einander sehen können. Einige Sekunden reichen bereits aus – wichtig sind die Wiederholungen.
Tipp 2: Für Entspannung beim Fressen sorgen
Auch Katzen, die nicht besonders gut miteinander auskommen, vergessen oft ihre Differenzen, wenn es ums Futtern geht. Insofern könnte auch eine Fütterung so ein positives Erlebnis sein. Dieser Punkt ist allerdings heikel. Füttert man mehrere Katzen so dicht nebeneinander wie auf unserem Foto oben, kann leicht unterschwelliger Stress aufkommen. Ist die Nahrungskonkurrenz zu nah an einem dran, beeilt man sich als Katze mit dem Fressen. Und das ist gar nicht gut! Katzen sind sozusagen Gelegenheitsfresser, und ihr Verdauungssystem ist nicht auf wenige, größere Mahlzeiten am Tag eingestellt, sondern auf viele kleine Portionen über den Tag und die Nacht verteilt. Besser ist es, wenn jede Katze ihren eigenen Futterplatz bekommt. Ist der Futterneid groß, sollten diese Futterplätze möglichst in unterschiedlichen Räumen sein. Auch ein chipgesteuerter Futterautomat, der nur dann aufgeht, wenn die „richtige“ Katze davor steht, kann hervorragende Dienste leisten – ganz besonders dann, wenn Du zum Beispiel eine Katze hast, die sich gerne Zeit lässt beim Fressen, und eine andere, die immer gleich alles wegputzt.
Tipp 3: Qualitätszeit
In der Zeit der Smartphones und des Multitasking sind wir meist mit mehreren Dingen gleichzeitig beschäftigt. Unsere Sozialpartner finden es nicht besonders toll, wenn wir ständig mit dem Handy hantieren, obwohl wir uns eigentlich gerade mit ihnen beschäftigen. So geht es auch unseren Katzen! Sie haben deshalb etwas Qualitätszeit mit uns verdient: Nimm Dir fünf, zehn oder auch fünfzehn Minuten am Tag Zeit nur für Deine Katze(n). Wenn Du Single bist und mehrere Katzen hast, kann es eine gewisse Herausforderung darstellen, allen Katzen jeden Tag gerecht zu werden. Trotzdem solltest Du versuchen, jeder Katze ihre tägliche Qualitätszeit zu bieten, die nur ihr allein gehört. In dieser Zeit bist Du durch nichts abgelenkt und schenkst Deine ganze Aufmerksamkeit Deiner Katze. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie am liebsten gemeinsam mit Dir spielt, kuscheln mag oder gekrault oder gebürstet werden möchte. Manche Katzen genießen auch einfach die gemeinsame Zeit ohne Körperkontakt. Vielleicht liebt Deine Katze es auch, wenn Du ihr etwas erzählst? Auch für Dich ist diese Qualitätszeit wertvoll, denn sie gibt Dir Gelegenheit, für ein paar Minuten vom hektischen Alltag abzuschalten. Wenn Ihr Zuhause mehrere Menschen seid, ist es ideal, wenn jeder „seiner“ Katze diese Qualitätszeit schenkt.
Tipp 4: Revieroptimierung
Gift für eine nicht so ganz harmonische Katzenbeziehung ist es, wenn die Ressourcenlage nicht optimal ist. Katzen sind sehr territoriale Tiere und neigen stark dazu, ein Revier oder eine bestimmte Ressource gegen Artgenossen zu verteidigen. Das eigene Revier mit einer Mitkatze zu teilen, setzt deshalb entweder eine große Sympathie zu dieser Mitkatze voraus – oder aber eine optimale Ressourcenlage. Stelle deshalb sicher, dass es keine Ressourcenengpässe gibt. In dem Artikel Das optimale (Wohnungs-)Katzenrevier kannst Du nachlesen, welche Ressourcen ein Katzenrevier bieten sollte und wie Du sicherstellst, dass alle diese wichtigen Ressourcen in ausreichender Menge vorhanden sind. Achte vor allem darauf, dass jede Katze ihren eigenen Rückzugsort hat, wo sie nach Möglichkeit auch von ihren Mitkatzen in Ruhe gelassen wird.
Tipp 5: Sind alle schmerzfrei?
Schmerzen können wirklich nerven! Bei Katzen führen Schmerzen entweder zum Rückzug oder zu Aggressionen. Leider ist es oft sehr schwierig zu beurteilen, ob eine Katze Schmerzen hat oder nicht. Meine Kollegin Katja Henopp hat in ihrem großartigen Artikel Chronische Schmerzen bei Katzen genau beschrieben, woran Du erkennen kannst, ob Deine Katze Schmerzen hat. Wenn Du Dir nicht sicher bist und Dein Tierarzt zunächst keine Erkrankung feststellen konnte, kannst Du in Absprache mit Deinem Tierarzt auch für eine Weile Schmerzmittel geben, um zu schauen, ob sie damit besser drauf ist. Falls ja, bereitet ihr irgendetwas körperliches Unbehagen. Das sollte natürlich auch dann aus der Welt geschafft werden, wenn Deine Katze Einzelkatze ist oder sich ihre körperliche Befindlichkeit nicht auf ihr Sozialverhalten auswirkt! Oft haben Katzen schmerzhafte Zahnprobleme (und fressen trotzdem ganz normal), die lange unerkannt bleiben. Der jährliche gründliche Check beim Tierarzt ist deshalb absolut sinnvoll.
Tipp 6: Lass es Dir gutgehen!
Jetzt fragst Du Dich sicherlich, was Dein eigenes Wohlergehen mit der Beziehung Deiner Katzen untereinander zu tun hat? Eine ganze Menge! In dem Artikel Let the magic happen kannst Du mehr zu diesem Thema lesen. Gerade Katzen, die eine enge Beziehung zu ihren Menschen haben, neigen dazu, Stress zu empfinden, wenn es ihrer Bezugsperson nicht gutgeht. Und wer gestresst ist, der ist meist sehr reizbar und verliert in einer Beziehung eher mal die Geduld. Das gilt für Menschen genauso wie für Katzen. Je besser Du „drauf bist“, desto entspannter können Deine Katzen miteinander sein. Davon abgesehen ist es aber natürlich auch für Dich wichtig, dass Du Dir von Zeit zu Zeit etwas Gutes tust. Was das genau ist, weißt Du natürlich am Besten – vielleicht die Freitagabend-Pizza vom Lieferdienst, der wöchentliche wunderschöne Blumenstrauß, eine Massage, ein gepflegtes Glas Wein zum Feierabend, ein Runde Kekse backen… Was auch immer Dich glücklich macht, gönne es Dir regelmäßig! Deine Katzen werden ganz bestimmt davon profitieren.
Übrigens: Wenn Du gar nicht sicher bist, wie gut oder schlecht die Beziehung zwischen Deinen Katzen ist, schau doch einmal hier: Freund oder Feind?
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