Die Sache mit dem Click: Markertraining für Katzen

Foto: lexuss/Fotolia
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Es gibt da so ein Gerücht, das sich hartnäckig hält: Katzen sollen nicht erziehbar, in ihrem Verhalten also nicht veränderbar sein. Damit unterstellt man ihnen, nicht lernfähig zu sein. Und das stimmt eindeutig nicht.

 

Katzen kommen mit gewissen Instinkten auf die Welt. Das Jagen zum Beispiel ist ihnen angeboren. Die einzelnen Jagdtechniken muss ein Kätzchen sich jedoch spielerisch erarbeiten und durch häufiges Üben perfektionieren. Das ist ein Lernvorgang.

 

Wer je ernsthaft versucht hat, seiner Katze etwas beizubringen, wird bestätigen können, dass Katzen äußerst lernfähige Wesen sind, die – vorausgesetzt, man wendet die richtige Technik an – sogar überraschend schnell lernen und über eine äußerst rasche Auffassungsgabe verfügen. Aber was ist die richtige Technik und was können Katzen lernen?

 

Die klassischen Instrumente in Ausbildung und Erziehung sind Strafe und Belohnung. Wenn Katzen ihren Nachwuchs erziehen, setzen sie durchaus Strafen ein etwa in Form von Pfotenhieben. Ob diese Strafmaßnahmen allerdings bewusst erfolgen oder einfach spontane Abwehrreaktionen sind, sei dahingestellt.

 

Wollen wir unseren Katzen etwas beibringen, ist Belohnung das Mittel der Wahl. Von Strafen halte ich grundsätzlich nicht viel, schon gar nicht, wenn es um Katzen geht. Zum einen kann es für eine Katze ziemlich verstörend sein, wenn ein im Verhältnis zu ihr selbst so riesiges Wesen wie ein Mensch ihr gegenüber handgreiflich wird. Auch sind instrumentelle Strafen wie der viel zitierte Sprühstrahl aus der Wasserflasche in der Regel eher kontraproduktiv und können das Vertrauensverhältnis stark belasten. Zum anderen ist es wissenschaftlich erwiesen, dass in Stress- und Angstsituationen Lernen nur schwer möglich ist.

 

Von der Pfeife zum Clicker

Das sog. Clickertraining wurde erfunden von der US-amerikanischen Tiertrainerin Karen Pryor, die in den 1960er Jahren mit Delfinen arbeitete und nach einer Methode suchte, wie man diese Tiere in dem Moment für ein Verhalten belohnen kann, in dem sie es zeigen und nicht erst dann, wenn sie zum Beckenrand kommen, um sich ihren Fisch abzuholen. Sie und ihre Kollegen etablierten einen Pfeifton als sog. Markersignal oder sekundären Bestärker. Die Delfine lernten zunächst, dass es auf einen Pfiff hin Fisch gibt. Diesen Vorgang nennt man klassische Konditionierung: Pfiff = Fisch. Im nächsten Schritt lernten die Delfine, dass sie etwas tun mussten, zum Beispiel ein Stückchen aus dem Wasser springen, damit der Pfiff (sekundärer Bestärker) ertönt und es Fisch (primärer Bestärker) gibt. Auf diese Weise war es möglich, den Sprung sofort mit dem Pfiff zu bestärken und die Fisch-Belohnung in Ruhe später zu geben, wenn die Delfine wieder am Beckenrand waren.

Schnell war klar, dass dieses Prinzip sich auf alle möglichen Tiere – und übrigens auch Menschen – anwenden lässt. Karen Pryor arbeitete zunächst vor allem mit Hunden. Wichtig ist, dass ein akustisches Markersignal ein Geräusch ist, das im Alltag des Tieres nicht vorkommt, und da Hundepfeifen damals üblich waren, um einen Hund herbeizurufen, wich Karen auf einen Knackfrosch aus, aus dem der etwas leisere Clicker speziell für das Training entwickelt wurde.

 

Was ist das Besondere am Markertraining?

Obwohl ein sekundärer Bestärker keinen unmittelbaren Nutzen hat (ein Clickgeräusch füllt nicht den Magen), übt er als Versprechen auf etwas Leckeres oder Angenehmes einen unwiderstehlichen Reiz auf lernfähige Wesen aus. Du kennst das vielleicht selbst, wenn es um Geld geht. Auch Geld ist ein solcher sekundärer Bestärker – man kann es nicht essen und trotzdem übt es einen großen Reiz auf uns aus, weil Geld ein Versprechen auf etwas ist, das wir uns gerne kaufen würden. Eine Gehaltserhöhung beispielsweise kann eine große Motivation sein!

Im Markertraining werden deshalb grundsätzlich schnellere Erfolge erzielt als im Training ohne Marker, und auch die meisten Katzen sprechen sehr gut darauf an. Übrigens ist auch ein verbales Lob wie das oft gehörte „fein!“ auf der Hundewiese ein solcher sekundärer Bestärker – vorausgesetzt, es wurde anfangs mit etwas Angenehmen in Verbindung gebracht, also konditioniert.

 

Was kann man trainieren?

Grundsätzlich kann man fast alles mit Katzen trainieren. Neben einfachen und auch komplizierteren Tricks und Verhaltenssequenzen, wie man sie aus dem Hundebereich kennt, lassen sich auch sinnvolle Dinge trainieren wie in den Transportkorb gehen, ein neues Katzenklo benutzen oder tierärztliche Untersuchungen über sich ergehen lassen. Auch bei problematischen Katzenzusammenführungen kann Clickertraining eingesetzt werden.

Aber auch wenn Du mit Deinen Katzen einfach so zum Spaß trainierst, ist dies eine schöne Beschäftigung für die Katze und mit der Katze, die das Band zwischen Katze und Mensch stärken kann und der Katze vor allem auch immer wieder kleine und größere Erfolgserlebnisse beschert. Und das tut der Katzenpsyche gut!

 

Kann man den Marker auch weglassen?

Grundsätzlich kann man auch ohne sekundären Bestärker trainieren, indem man bei gewünschtem Verhalten einfach ein Goodie gibt. Wie oben geschildert, geht aber das Training über einen Marker/sekundären Bestärker schneller und hat den Vorteil, dass man wie gesagt ein Verhalten genau im richtigen Moment bestärken kann, auch wenn die Katze gerade nicht in unmittelbarer Reichweite ist. Auch bei scheuen Katzen ist das Markertraining eine tolle Sache.

 

Wenn eine Übung gelernt ist und das Verhalten zuverlässig gezeigt wird, kann und sollte der Marker aber auch „ausgeschlichen“ werden. Er sollte grundsätzlich eingesetzt werden, um ein neues Verhalten zu formen und/oder ein Signal für ein bestimmtes Verhalten zu etablieren, wie etwa ein gesprochenes „Sitz“ oder ein Handzeichen.

 

Alles zum Konditionieren auf den Marker und viele Ideen für Clicker-Übungen mit Video-Anleitung findest Du auf dem Blog Katzentraining.

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